Fortsetzung der Vortragsreihe "Kultur als Eigentum?" im Wintersemester 2013/14Continuation of the lecture series "Kultur als Eigentum?", winter semester 2013/14


Die 2-semestrige Vortragsreihe der interdisziplinären DFG-Forschergruppe 772 „Die Konstituierung von Cultural Property“ wird ab dem 31.10.2013 fortgesetzt.
Wintersemester 2013–14; Ort: Hörsaal PH12, Archäologisches Institut, Nikolausberger Weg 15; Zeit: 18:15 Uhr bis 19:45 Uhr
In den letzten Jahrzehnten wächst das Interesse, Kultur dem Markt zuzuführen oder dies zu verhindern. Herausgehoben aus dem unreflektierten Fluss des Alltagslebens, wird Kultur etwa in der Form von Kulturerbe, traditionellem Wissen oder traditionellen Ausdrucksformen zum Fokus der Identitätsstiftung, zum umstrittenen Gegenstand ebenso wie zu einer potentiellen Einkommensquelle. Seit 2008 untersucht ein interdisziplinäres Forscherteam diese Prozesse der In-Wertsetzung. Die 2-semestrige Vortragsreihe bietet einen Einblick in die vielen unterschiedlichen Arenen von lokaler bis globaler Dimension, in welchen sich die Frage nach Kultur als Eigentum stellt.
Bitte beachten Sie, dass sich die Räumlichkeit zum Wintersemester ändert. Der neue Veranstaltungsort ist im Archaäologischen Institut, Hörsaal PH12 (Erdgeschoss), Nikolausberger Weg 15.
Übersicht der Vorträge:
Do, 31. Oktober
Umstrittene Sammlungen. Kulturelles Erbe und Kunsthandel im Widerstreit?
Anne Splettstößer, MA, Institut für Ethnologie und Alper Tasdelen, MA, Institut für Völkerrecht, Universität Göttingen

Nicht nur in Hollywoodfilmen begegnen uns spektakuläre Fälle von Kunstdiebstahl und illegalem Kunsthandel, immer wieder finden sich entsprechende Berichte auch in unseren Tageszeitungen. Nach wie vor gehören Raubgrabungen und Diebstähle von Kulturgütern somit zur Realität. Die so erlangten Kulturgüter finden häufig über ein Netzwerk von Mittelsmännern und Händlern ihren Weg in Sammlungen in allen Teilen der Welt. Im Rahmen des Vortrags soll ein umstrittener Fall auf dem Hintergrund der bestehenden internationalen und nationalen Kultugüterschutzregelungen aus ethnologisch-juristischer Perspektive beleuchtet werden.


Do, 14. November
Ethnicity Inc. Revisited
Prof. Dr. John Comaroff, Department of African and American Studies, Harvard University, Cambridge, USA

Published in 2009, “Ethnicity, Inc.” (co-authored by John and Jean Comaroff) explored the changing relationship between culture and the market. With examples ranging from venture capitalism by a group of traditional African chiefs to Native American casinos, San ‘Bushmen’ with patent rights and nations branding themselves, the book brought together anthropological and legal scholarship to shed light on the question “whither ethnicity?” In his Göttingen lecture, John Comaroff will recap and reconsider these phenomena to trace the contradictory effects of neoliberalism as it transforms identities and social being across the globe.


Do, 21. November
Doing UNESCO-Landscapes. Aushandlung und In-Wertsetzung der Kulturlandschaften Erzgebirge und Mapungubwe
Caren Bergs, MA und Arnika Peselmann, MA, Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie, Göttingen

In der 1972 von der UNESCO verabschiedeten Welterbekonvention wird der Schutz von Natur- und Kulturstätten zur Weitergabe an zukünftige Generationen angemahnt. Dabei ist die Ernennung etwa einer Landschaft als „Erbe der ganzen Menschheit“ Resultat lokaler, nationaler und internationaler Selektierungs- und Stilisierungsmuster von Kultur und eröffnet Möglichkeiten sowohl der ideellen als auch ökonomischen Nutzbarmachung. Diesen Prozess und die Konflikte, die sich daraus entwickeln können, verfolgt der Vortrag in zwei Feldstudien, in denen Bergbau zum einen den „universellen Wert“ der Landschaft ausmacht und zum anderen gerade jenen bedroht.


Do, 28. November
Identität und Beiträge zum Common Pool
Prof. Dr. Kilian Bizer und Matthias Lankau, MA, Professur für Wirtschaftsrecht und Mittelstandsforschung, Universität Göttingen

Viele Kulturgüter haben die Eigenschaften eines öffentlichen Gutes: Wer sie konsumiert verhindert damit nicht, dass andere zwangsläufig nicht konsumieren können und die Möglichkeiten sind eingeschränkt, Dritte vom Konsum auszuschließen. Derartige Güter müssen in vielen Fällen durch den Staat bereitgestellt werden – aber auch das bringt bei Kultur eine Reihe von Problemen mit sich. Sie können aber auch in Gruppen bereitgestellt werden, wenn in diesen bestimmte Bedingungen herrschen. Der Beitrag untersucht soziale Identität als Bedingung für Beiträge zur Common-Pool-Ressource und isoliert den Effekt, der von im Labor induzierter Identität ausgeht. Tatsächlich zeigt sich, dass es auch unter Laborbedingungen zu einem höheren Beitrag innerhalb der Gruppe kommt als mit gruppenexternen Mitgliedern.


Do 5. Dezember
Kultur als besonderes Erbe? Indigene Gruppen zwischen Marginalisierung und Empowerment in Indonesien
Prof. Dr. Brigitta Hauser-Schäublin und Serena Müller, MA, Institut für Ethnologie, Universität Göttingen

Weltweit wurden indigene Gruppen, die meistens Minoritäten darstellen, marginalisiert. Durch Initiativen der internationalen Gemeinschaft (vor allem der UN und der UNESCO) haben diese Gruppen, die oft auch als Nachkommen archaischer Gemeinschaften gesehen werden, eine internationale Wertschätzung und vielseitige Förderungen ideologischer, aber v.a. auch ökonomischer Art erhalten. Heute treten viele solche Gruppen selbstbewusst auf und fordern vom Staat ihre Rechte ein. Am Beispiel Indonesiens haben wir untersucht, welche neuen Möglichkeiten sich durch die internationalen Vereinbarungen ergeben, wie indigene Gruppen diese nutzen und wie sich dies auf ihre heutige Situation auswirkt.


Do, 9. Januar
Goldenes Zeitalter Angkor: kulturelles Erbe und nationale Einheit in Kambodscha
Prof. Dr. Brigitta Hauser-Schäublin und Aditya Eggert, MA, Institut für Ethnologie, Universität Göttingen

Die Kultur der alten Khmer, symbolisiert durch die Tempelanlage von Angkor Wat, bildete für Kambodscha nach der Schreckensherrschaft der Roten Khmer den Ausgangspunkt für die Ausgestaltung einer gesellschaftlichen Neuorientierung. Der Rückgriff auf die architektonischen und künstlerischen Meisterleistungen der alten Khmer stellt auch einen zentralen Faktor in der Außendarstellung des Königreichs dar, zu dessen Haupteinnahmequellen der Tourismus zählt. Die Auszeichnungen „Weltkulturerbe“ und „Immaterielles Kulturerbe“ durch die UNESCO haben zum internationalen Renommee Kambodschas beigetragen.


Do, 23. Januar
Welche Rolle spielt Gerechtigkeit in Diskussionen um kulturelles Eigentum?
Dr. Stefan Groth, Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie, Universität Göttingen

Ob Rückführung von Kulturgütern, geistiges Eigentum an kulturellen Ausdrucksformen oder ökonomische Konflikte im Kontext von Kulturerbestätten – normative Aspekte sind ein wichtiger Bestandteil von Diskussionen um kulturelles Eigentum. Welche Rolle spielen unterschiedliche Vorstellungen von Gerechtigkeit in Verhandlungen auf nationaler und internationaler Ebene, und welchen Einfluss haben sie auf den Umgang mit kulturellem Eigentum?


Do, 6. Februar
Eigentum und Erbe, Kultur und Wert
Prof. Dr. Regina Bendix, Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie

Es gibt viele Formen, Ausschnitte von Kultur als Eigentum wahrzunehmen und daraus sozialen, politischen und ökonomischen Gewinn zu ziehen. Zwei Fragen ziehen sich durch die verschiedenen Bereiche hindurch: Wer kann in welcher Weise Eigentumsrechte an Kultur geltend machen? Wie wird der Wert von „Kultur“ festgelegt und welche erkennbaren und latenten Dynamiken spielen in diesem Prozess eine Rolle?


The lecture series of the interdisciplinary research unit 772 “The Constitution of Cultural Property” will be continued starting October 31, 2013.
Winter semester 2013–14; Location: Lecture hall PH12, Archäologisches Institut (Institute for Archaeology), Nikolausberger Weg 15; Time: 18:15 Uhr bis 19:45 Uhr
Please note that all presentations will be held in German, with the exception of Prof. Dr. Comaroff’s presentation on November 14, which will be held in English.
Overview of presentations:
Thursday, October 31, 2013
Contested Collections. Cultural heritage and the art trade in conflict?
Anne Splettstößer, MA, Institute for Social and Cultural Anthropology and Alper Tasdelen, MA, Institute for International Law, Göttingen
Thursday, November 14, 2013
Ethnicity Inc. Revisited
Prof. Dr. John Comaroff, Department of African and American Studies, Harvard University, Cambridge, USA
Thursday, November 21, 2013
Doing UNESCO-Landscapes. Negotiation and valorisation of the cultural landscapes Erzgebirge and Mapungubwe
Caren Bergs, MA und Arnika Peselmann, MA, Institute for Cultural Anthropology/European Ethnology, Göttingen
Thursday, November 28, 2013
Identity and contributions to the common pool
Prof. Dr. Kilian Bizer and Matthias Lankau, MA, Chair of Economic Policy and SME Research, Göttingen
Thursday, December 5, 2013
Culture as special heritage? Indigenous groups between marginalisation and empowerment in Indonesia
Prof. Dr. Brigitta Hauser-Schäublin and Serena Müller, MA, Institute for Social and Cultural Anthropology, Göttingen
Thursday, January 9, 2014
Golden Age Angkor: cultural heritage and national unity in Cambodia
Prof. Dr. Brigitta Hauser-Schäublin and Aditya Eggert, MA, Institute for Social and Cultural Anthropology, Göttingen
Thursday, January 23, 2014
Which role does ‘justice’ play in discourses surrounding cultural property?
Dr. Stefan Groth, Institute for Cultural Anthropology/European Ethnology, Göttingen
Thursday, February 6, 2014
Property and heritage, culture and value
Prof. Dr. Regina Bendix, Institute for Cultural Anthropology/European Ethnology, Göttingen

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