Policy Paper: Verbundförderung für interdisziplinäre Gesellschafts- und Kulturwissenschaften: Eine Kritik

Regina Bendix/Kilian Bizer

Interdisziplinarität ist nicht nur ein Etikett, das die zeitgenössische Universität, geprägt durch Exzellenzinitiative, W-Besoldung, leistungsorientierte Mittelvergabe und vielem mehr, nutzt, um sich auszuzeichnen als besonders fortschrittlich, weltoffen und -zugewandt. Interdisziplinär angelegte Forschung ist auch eine Herangehensweise an die komplexen Herausforderungen einer heterogenen, globalisierten Welt, und tritt dem Bild des Elfenbeinturmes, in dem sich seine WissenschaftlerInnen verschanzen, wirkungsvoll entgegen. Interdisziplinarität wird unterschiedlich theoretisiert; sie lässt sich gemäß der hier beigezogenen Analyse von Barry, Born und Wszkalnys als ein Kontinuum charakterisieren, das von Multidisziplinarität über Transdisziplinarität bis hin zur Interdisziplinarität im engeren Sinne reicht. Während ersteres ein Nebeneinander von Disziplinen meint, die am gleichen Themenkomplex arbeiten und einander punktuell zuarbeiten, adressiert Transdisziplinarität ein gesellschaftlich wahrgenommenes Problem und vermittelt bzw. kooperiert mit gesellschaftlichen Akteuren. Interdisziplinarität im engeren Sinne inkludiert eine auch methodische Zusammenarbeit, die die Grenzen zwischen den Disziplinen zumindest ansatzweise verschmelzen lässt. Diese Form der Interdisziplinarität ergänzt den methodischen und ideologischen Kanon der jeweiligen Disziplin, um das adressierte Problem einer besseren Lösung zuzuführen.
Dieser Beitrag untersucht, auf welche Weise Interdisziplinarität in der gesellschafts- und kulturwissenschaftlichen Forschung zu gestalten ist, um einen Beitrag zur gesellschaftlichen Problemlösung zu liefern. Dabei stellt er Defizite in der Vergabepraxis interdisziplinärer Verbünde insbesondere durch die DFG fest und entwickelt daraus Empfehlungen für die Fortentwicklung der Förderrichtlinien. Abschnitt 2 konkretisiert zunächst, warum Interdisziplinarität einen Mehrwert verspricht. Abschnitt 3 fragt nach den Bedingungen für das Funktionieren von Interdisziplinarität. Abschnitt 4 formuliert Empfehlungen anhand von Beispielen für die Förderung von Verbundvorhaben. Abschnitt 5 dient der Schlussbetrachtung.

Das vollständige Paper kann als PDF heruntergeladen werden.

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